Ob in der Stadt, ob auf dem Land, verkehrsreiche Straßen zu queren, ist für Fußgänger und auch Radfahrer, wie man heute zu Sagen pflegt, häufig eine Herausforderung oder besser gesagt manchmal lebensgefährlich. Den Leuten bleiben meist nur zwei Möglichkeiten: Sich tollkühn in den Verkehr zu stürzen mit der Berechnung: „Wenn das nächste Auto noch drei Sekunden entfernt ist und ich für eine Fahrbahnhälfte nur zwei Sekunden brauche, geht es sich noch aus“, oder weil der Verkehr meist nicht in beiden Richtungen ununterbrochen flutet, zuerst die eine Straßenhälfte zu bewältigen, dann in der Mitte zu warten bis die andere Hälfte frei wird. Fürs Warten wäre da eine Schutzinsel ein einigermaßen sicherer Hort. Ist keine da bleibt der Fußgängerin nichts anderes übrig als sozusagen menschlicher Schutzinselersatz den Verkehr links und rechts vorbeifluten zu lassen. Ein Felsersatz in der Verkehrsflut.
So eine Kreuzung ist auch die Querung der Petersgasse im Südosten des Bezirks Jakomini. Auf der Strecke Eisteichgasse von der Plüddemanngasse her – Fuß und Radweg (nördlich parallel zur Brucknerstraße, Verbindung zwischen beiden Kindergärten am Anfang und Ende des Weges) und weiter zur Marburgerstraße und zu den Brucknerschulen sowie den Wohnhäusern dort. Wir haben bei unserer Frau Vizebürgermeisterin Schwentner angeregt dort in der Petersgasse eine Schutzinsel zu errichten. Unsere Anregung wurde von ihrem Büro, dem Verkehrsreferat der Stadt weitergeleitet. Dort fanden wir leider keinen Zuspruch. Hier die diesbezügliche Korrespondenz.
Graz, am 6.10.25
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin,
von den Wohnhäusern im weiteren Bereich der Bruckner-Schulen bis zum nächsten Supermarkt ist die nächste Verbindung rund 1km lang und zwar über die Ernst-Heakel Straße, den Fuß und Radweg (Kaulbachgasse), Eisteichgasse und Plüdemanngasse. Diese Strecke quert die Petersgasse. Diese Querung ist für ältere Menschen insbesondere Gehbehinderte wegen des starken Verkehrs in der Petersgasse schwierig, wenn nicht sogar lebensgefährlich. Eine Fußgängerinsel in der Petersgasse wäre da sehr hilfreich.
Es befindet sich übrigens dort in der Mitte der Petersgasse eine gemalte Sperrfläche, die aber von Autos häufig ignoriert wird.
Antwort des Verkehrsreferats:
danke vielmals für Ihre Anfrage, diese wurde zuständigkeitshalber an mich weitergeleitet.
Eine gesicherte Querungsstelle an der Kreuzung Petersgasse / Eisteichgasse einzurichten ist aufgrund der Führung der Straßenbahn nicht ohne erheblichen Aufwand möglich.Es ist bedauerlich, dass sich vereinzelte Verkehrsteilnehmer:innen nicht an die gültigen Verkehrsregeln halten und diese Sperrfläche überfahren. Diese Sperrfläche eignet sich jedoch auch nicht als Querungshilfe bzw. kann diese nicht derart ausgebaut werden, dass hier eine Schutzinsel errichtet werden kann – die Straßenbahn ist von der Regelung, dass Sperrflächen nicht befahren werden dürfen, ausgenommen.
Auch östlich der Einmündung der Eisteichgasse in die Petersgasse ist die Anbringung einer Schutzinsel nicht einfach möglich bzw. sinnvoll, da hier auf der Fahrbahn Begegnungsfälle von Bussen möglich sein müssen und auf der Südseite der Eisteichgasse kein Gehsteig vorhanden ist. Dieser wäre nur durch Inanspruchnahme von Fremdgrund zu errichten, da neben der Gleistrasse kein Platz für einen Gehsteig vorhanden ist.
Zudem möchte ich darauf hinweisen, dass es sowohl an der Einmündung der Brucknerstraße in die Petersgasse (Schutzinsel und Schutzweg) und an der Kreuzung S.-Peter-Hauptstraße / Plüddemanngasse (vollsignalisierter Kreuzungspunkt mit Schutzwegen) gesicherte Übergänge für Fußgänger:innen gibt. Somit wäre diese Route (unten in blau) durchgängig gesichert und auf Gehsteigen möglich.
Darüber hinaus ergibt sich aus der Brucknerstraße kommend auch kein Längenvorteil – untenstehend finden Sie eine grobe Gegenüberstellung von zwei möglichen Routen mit Startpunkt an der Kzg. Marburger Straße Brucknerstraße und Zielpunkt beim Nahversorger in der Plüddemanngasse 98.
Hier ist sogar die rote Linie (durch die Eisteichgasse) um einige Meter kürzer.
Unsere Replik and das Verkehrsreferat:
besten Dank – urlaubsbedingt verspätet – für die rasche Antwort.
Dass die vorhandene Sperrfläche bei den Straßenbahngleisen für eine Schutzinsel nicht infrage kommt, ist uns klar. Wir haben sie erwähnt, weil manche Passanten sie als Ruhepunkt beim Überqueren der Straße verwenden. Weshalb eine Insel weiter südöstlich nicht infrage kommt, ist uns allerdings nicht klar. Die Fahrbahn ist dort immerhin 10 oder 11 Meter breit, also viel Platz auch für Busse. Nicht kapieren wir was das Fehlen eines Gehsteiges in der Eisteichgasse mit einer Verkehrsinsel in der Petersgasse zu tun hätte. Die Querung der Eisteichgasse ist doch kein Problem. Da fährt vielleicht alle drei Minuten ein Fahrzeug. Auf der Nordostseite der Petersgasse befindet sich zudem auf Höhe der Einmündung des Geh und Radweges ein breiter Gehsteig mit Ausbuchtung in die Fahrbahn.
In Zeiten mit geringerem Verkehr ist die Querung der Petersgasse für jüngere, beweglichere Fußgänger sicher kein Problem, doch in Stoßzeiten wird es, wie man zu Sagen pflegt, herausfordernd. Morgens befahren im Stundenschnitt ungefähr 1000 Fahrzeuge die Straße. Die Zahl der Querungen von Fußgänger und Radfahrer, insbesondere auch Kinder, geht gegen 100. Besonders mutige können sich in den Verkehr stürzen, mit der scharfsinnigen Berechnung: „Wenn ein Auto noch 3 Sekunden entfernt ist und ich zwei Sekunden für einen Fahrstreifen brauche, geht es sich aus.“ Der großen Mehrheit bleibt nichts anderes übrig, als wenn links gerade nichts kommt bis zur Mitte der Fahrbahn vorzudringen und dort zu warten bis dort zwischendurch einmal nichts von rechts kommt. Mit anderen Worten in der Verkehrsflut mitten auf der Straße stehenzubleiben, sozusagen als menschliche Schutzinsel, ein Felsersatz in der Brandung. Das geht in der Regel zwar gut aber kann auch mal schiefgehen.
Wir sind aktiv geworden, weil Bewohner aus der Wohnsiedlung nächst den Brucknerschulen, die zu den zu Geschäften in der Plüdemanngasse müssen, sich ans uns gewandt haben. Der von Ihnen aufgezeigte Weg über die Kreuzung Plüddemanngasse – St. Peter Hauptstraße – Petersgasse, ist zwar nicht viel länger aber es ist zu bedenken, dass für gehbehinderte Menschen jeder Meter mehr ein Problem sein kann. Zudem ist die Strecke von Verkehrslärm geplagt während der Geh- und Radweg sowie die Eisteichgasse ruhiges Gehen ermöglicht.
Es geht hier auch nicht in erster Linie um den Verkehr zur Brucknerschule und zur dortigen Wohnsiedlung. Es geht primär um den Zugang zu den beiden Kindergärten am Anfang und am Ende des Fuß und Radweges. Hier ist der Weg über die Kreuzung St. Peter Hauptstraße doch wesentlich länger.5.10.25
Die allfällige Antwort des Verkehrsreferates werden wir auch hier veröffentlichen.