Seit einiger Zeit sind die Klimaaktiven der Letzten Generation im Gerede. Man spricht allerdings kaum über ihr Anliegen, kleine Einschränkungen für ein besseres Klima oder genauer gesagt eine kleine Bremse gegen die Klimaverschlechterung, etwas, was eigentlich auch unser Anliegen sein sollte. Nein, man empört sich über ihre Methoden, kurzfristiges ankleben auf der Straße. Denn das verursacht Stau. Da könnte ein Rettungsauto stecken bleiben und der Patient sterben, ehe er ins Krankenhaus kommt. So etwas soll in Berlin schon passiert sein. Das Ergebnis des ankleben also, indirekter Mord. Interessant: wird aus anderen Gründen eine wichtige Straße gesperrt und der Verkehr staut sich spricht niemand von Mord. Kein diesbezüglicher Vorwurf, als vor kurzem Medizinisches Personal den Opernring demonstrationshalber blockierte, niemand bezichtigte Universitätsprofessor*innen der Lebensgefährdung. Dieser Tage findet in Graz der große Faschingsumzug statt, der bringt natürlich Verkehrsstau. Kein negatives Wort. Vier Tage und neun Stunden im Jahr steht, wer in Wien nachmittags von der Arbeit mit dem Auto nachhause fährt, Stau. Wir hatten berichtet. Unsere Regierung hätte es in der Hand, das durch entsprechende Maßnahmen zu mildern. Beispielsweiße wenn sie nicht nur das stehen lassen von Autos (Stichwort Parkgebühren) besteuern würde, sondern auch das Fahren (Stichwort Citymaut). Hier kein böses Wort gegen die Regierung, obwohl man doch sonst so gerne über sie schimpft. Andersherum gesagt: wir sind es, wir alle bewirken die Staus, wenn wir das Auto nehmen, auch wenn es anders ginge. Die Klimaaktiven sind vielleicht wenn es hochkommt für ein Zehntausendstel der Staus verantwortlich. Gerade den Leuten der Letzen Generation vorzuwerfen, Blut sei an ihren klebrigen Händen, scheint mir da doch etwas scheinheilig.
Erwin Lauppert
17.02.2023