Vor 100 und auch noch vor 70 Jahren pflegten nicht wenige Grazer sonntags mit der Tramway, wie man sie damals nannte, nach Andritz zu fahren und von dort auf den Schöckl zu wandern, in 4 Stunden. 2021 kaum mehr üblich. Nicht nur, weil das Auto die Menschen bequem gemacht hat und in weitere Ferne lockt. Nein, einst schlängelte sich da der Weg durch Wiesen, Felder und Wälder. Heute hieße es, auf harten Asphalt zu hatschen, vorbei an endlosen Reihen von Ein- und Mehrfamilienhäusern, immer wieder zur Seite gedrängt durch stinkende PKW. Das wäre einfach nicht mehr lustig. Also hinaus mit dem Auto zu dem Punkt von dem aus du im Grünen und bergwärts wandern kannst und dort den Wagen stehen lassen. Doch da beginnt die Misere. Kein Parkplatz, nur Grundbesitzer, ob einstige Rennfahrer oder andere, die knurren, verständlich, und die Zähne fletschen. So vor kurzem auf der Platte und dieser Tage am Plabutsch. Ein Problem, dass nicht die Wanderlustigen lösen können, sondern nur die Stadtregierung. Öffentliche Verkehrsmittel schaffen, dort wo es Tausende hin zieht, etwa zum Schöcklkreuz, wenn der Hochnebel die Stadt bedeckt; sonst mit dem Bodeneigentümern Parkplätze aushandeln. Bislang hat das, so der Eindruck, die Politik kaum interessiert. Werden sie jetzt, wo die Klagerufe sich mehren, endlich aktiv werden, unsere Stadteltern? Hoffen wir es.
Team Zu Fuß in Graz w
Ein Mitglied unseres Kreises hatte obige Anregung auch den Gemeinderatsklubs bzw. naßgeblichen Stadtenatsmitgliedern gesandt und folgende Antwort bekommen:
Für Bürgermeister Nagl, ÖVP:
Vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihre wertvolle Anregung!Wir werden die Verbindung der öffentlichen Verkehrsmittel zum Schöckl und Schöcklkreuz eruieren.Liebe Grüße aus dem Rathaus, C… L… (Anm. Alsso i.w. eine nichts sagendes Schablonen-Antwort)
Bürgermeister-Stellvertreter Mario Eustacchio,FPÖ:
Vorweg herzlichen Dank für ihre Zeilen.Gerade heute wurde das Thema Platte in unserem Kreis erörtert. Es geht jetzt darum, Flächen so zu widmen, dass ein erlaubtes und rechtskonformes Parken möglich ist. Bezüglich Öffianbindung werde ich das Thema gerne im Koalitionskreis ansprechen. Da wir wieder wärmeren Tagen entgegen sehen dürfen, wird das Bedürfnis nach Naherholung wieder stark steigen.
Mit bestem Gruß! Mario Eustacchio
Stadträtin Elke Kahr, KPÖ:
Dem Leserbrief kann ich in vielen Zügen zustimmen.
Wenn Sie in den letzten Jahrzehnten die Haltungen und Positionen und vor allem das Abstimmungsverhalten im Grazer Gemeinderat der KPÖ mitverfolgen konnten, so müssen sie feststellen, d. wir uns immer dagegen ausgesprochen haben, jeden Quadratmeter in unserer Stadt zuzubauen. Das ist auch in unseren Randbezirken so. Der Stadt gehört dort kaum mehr eine Fläche. Wenn man Parkplätze für Ausflügler schaffen will, müsste man diese Flächen wenn überhaupt der Eigentümer sie dafür hergibt, von Privaten teuer abkaufen. Ich finde d. es wichtiger wäre, d. die Grazer Bevölkerung die Möglichkeit hat, mit Öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Rad gut zu Naherholungsgebieten kommen kann.
Meine Bemühungen und die meiner Partei gehen immer in diese Richtung. Im Übrigen ist für Tiefgaragen, Anrainergaragen, öffentliche Park & Ride Parkplätze etc. Herr Vizebürgermeister Eustacchio zuständig. Ich schreibe d. nur weil es viele nicht wissen.
Mit freundlichen Grüßen – Elke Kahr
Stadträtin Judith Schwentner, Grüne:
ich bin ganz bei Ihnen. Die Stadt wurde in den letzten Jahrzehnten nicht für den Menschen, sondern für das Auto geplant. Das spüren wir in den Außenbezirken ebenso, wie in der Stadtmitte. Und es ist höchste Zeit, dass sich das wieder ändert. Was Sie beschreiben ist wohl schon das Ende der Fahnenstange dieser jahrzehntelangen Fehlplanung. Aber es ist nicht zu spät für eine echte Verkehrswende und ich bin überzeugt davon, dass wir sie schaffen können. Mein Plan, die Außenbezirke der Stadt mit einem S-Bahn Ring zu erschließen, würde auch das Angebot für Erholungssuchende attraktivieren und Naherholungsgebiete rund um Graz besser erschließen. Begleitendes Parkmanagement wird dennoch nötig sein und soviel ich weiß, ist da auch schon einiges in Verhandlung. Medienberichten zufolge wird über eine Parkgebühr am Schöckl nachgedacht. Ein Anfang, aber sicher nicht die grundlegende Lösung.
Ich hoffe, dass ein Umdenken stattfindet und wir alle, aber besonders unsere Kinder und deren Kinder unsere Stadt und ihre Naturräume bald wieder so genieße können, wie wir es lange Zeit konnten.
Hier zur Nachlese in der Kleinen Zeitung von letzter Woche:https://www.kleinezeitung.at/steiermark/graz/5942272/OnlineUmfrage_Mehrheit-befuerwortet-Parkgebuehren-am-Schoeckl
Mit freundlichen Grüßen
Judith Schwentnerr
Von den Sozialdemokraten ish bis jetzt noch keine Antwort gekommen. 6.3.2021